Über dieses Projekt

Das Projekt "Geschichte der Wiener Professur für Anatomie" wurde 2020 durch eine Kooperation zwischen der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien ins Leben gerufen und basiert auf der Masterarbeit "Ein anatomischer (Lehr-)Körper – Symbolisches Kapital und Disziplingründung anhand der Wiener Lehrstuhlinhaber für Anatomie (1735 bis 1844)“ von Sophia Bauer, welche im Sommer 2021 verteidigt wird. Dieses Projekt dient der historischen Aufarbeitung der chronologischen Abfolge sowie der Sichtbarmachung der räumlichen Nähe von Lehr- und Wohnorten der Anatomie-Professoren in Wien. In dieser historischen Aufarbeitung wird der Zeitraum zwischen 1735 und heute untersucht. 1735 war das Jahr, in dem die Professur für Anatomie in Wien aus der medizinischen Lehre herausgegriffen und als neuer, eigenständiger Lehrstuhl von Kaiser Karl VI. per Dekret bestimmt wurde. Dieser Moment bildete den Startpunkt weiterer Entwicklungen der Professur für Anatomie in Wien. Zum Zeitpunkt ihrer Gründung genoss die Anatomie-Professur im Vergleich zu anderen Professuren an der Medizinischen Fakultät ein sehr hohes Ansehen bei Hofe. Dies spiegelte sich unter anderem im Einstiegsgehalt wider, welches höher ausfiel als jenes anderer medizinischer Professuren. Diese Beobachtung legte eine Auseinandersetzung mit dem symbolischen Kapital (von Gernot Saalmann und Boike Rehbein auch als "Status" bezeichnet) nach Pierre Bourdieu nahe, dessen Entwicklung anhand von einzelnen Lebensläufen und topographischen Verortungen der Wohnadressen dargestellt wird. {i} Gemäß Bourdieu sind nämlich „[…] alle Entitäten, die Handlungsmöglichkeiten eröffnen und eine Bewahrung oder Verbesserung der sozialen Position ermöglichen […]“, als Kapital zu bezeichnen. {ii} Die Verortungen der Professoren und der Professur werden mithilfe einer virtuellen Karte ermöglicht, die Interessierte zudem zu einem Stadtspaziergang einladen soll, um Wien von seiner "anatomischen" Seite kennenzulernen. Gemäß datenschutzrechtlicher Richtlinien sind die Wohnadressen der Ordinarii verzeichnet, aber auch die Standorte, an denen Anatomie im Laufe der Jahrhunderte gelehrt wurde und wird. Zuletzt wird auch auf die freiwillige Körperspende und deren Geschichte am Institut für Anatomie in Wien eingegangen.

{i} Vgl. Gernot Saalmann, Boike Rehbein, Kapital. In: Gerhard Fröhlich, Boike Rehbein (Hg.), Bourdieu Handbuch. Leben — Werk — Wirkung (Sonderausgabe, Stuttgart/Weimar 2014), 134f.
{ii} Ibid., 138.