1831 - 1844
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Nach dem Tod Aloys Michael Mayers wurde 1831 Joseph Berres zum Professor für Anatomie ernannt. Am 18. März 1796 in Göding, damaliges Mähren, geboren, studierte Joseph Berres zunächst Chirurgie in Wien. Nach Abschluss des Studiums im Jahre 1816 wurde der nunmehrige Chirurg 1817 als „Lehrer für Anatomie“ an das Lyzeum in Lemberg (heute Lviv, Ukraine) berufen. {i}
Walter Goldinger, Professor für historische Hilfswissenschaften und Österreichische Geschichte, schrieb in seinem 1963 in den „Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung“ erschienenen Essay „Zur Wissenschaftsförderung im Vormärz“, dass Berres durch Prochaska „bleibende Anregungen erfuhr“ und letzterer seinem Schüler den Weg als Lehrer für Anatomie nach Lemberg ebnete. Das dortige Lehramt für Anatomie war laut Goldinger jedoch mit nur 600 Florin schlechter bezahlt als die Stelle eines Gymnasiallehrers. 1821 suchte Berres daher in Lemberg um eine Gehaltserhöhung an, die ihm auch genehmigt wurde. Er bekam 800 Florin zugesprochen. {ii} 1831 erfolgte sein Ruf nach Wien, wo er als Professor ein Gehalt von 2000 Florin zugesprochen bekam.
In Wien waren seine wichtigsten Schüler der Anatom Joseph Hyrtl, der Berres´ Nachfolger werden sollte, und Ignaz Semmelweis, der als Entdecker des Kindbettfiebers gilt. Goldinger charakterisiert Berres wir folgt: „[Berres] […] brachte [..] [die Professur] wieder auf eine beachtliche Höhe“ und etwas Neues mit, indem er, was das Fach der Anatomie betraf, „[…] eine histologische Richtung [vertrat]“. {iii} Der Anatom setzte sich zunehmend mit der gerade neu erfundenen „Lichtbildkunst“ auseinander und verwendete als einer der ersten die Daguerrotypie {iv} zur Herstellung von Fotografien mikroskopischer, anatomischer Präparate. {v} Am 14. September 1842 erhielt der Anatom laut Goldinger das Adelsdiplom „Edler von“. Professor für Anatomie blieb er bis zu seinem Tod, der ihn am 24. Dezember 1844 im Alter von 48 Jahren ereilte. {vi}
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After the death of Aloys Michael Mayer in 1831, Joseph Berres was appointed Professor of Anatomy. Born on March 18, 1796, in Göding, then part of Moravia, Joseph Berres initially studied surgery in Vienna. Upon completing his studies in 1816, the now-qualified surgeon was appointed as a "Teacher of Anatomy" at the Lyceum in Lemberg (now Lviv, Ukraine) in 1817. {i}
Walter Goldinger, Professor of Historical Auxiliary Sciences and Austrian History, wrote in his 1963 essay "Zur Wissenschaftsförderung im Vormärz" (On the Promotion of Science in the Pre-March Period), published in the "Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung" (Announcements of the Institute for Austrian Historical Research), that Berres received lasting inspiration from Prochaska. The latter paved the way for his student to become a teacher of anatomy in Lemberg. According to Goldinger, the position of anatomy teacher in Lemberg was poorly paid, with only 600 Florins. In 1821, Berres applied for a salary increase, which was approved, and he was awarded 800 Florins. {ii} In 1831, he was called to Vienna, where he was appointed as a professor with a salary of 2000 Florins.
In Vienna, his most important students were the anatomist Joseph Hyrtl, who would later succeed Berres, and Ignaz Semmelweis, renowned as the discoverer of puerperal fever. Goldinger characterized Berres as follows: "[Berres] [...] brought [the professorship] back to a considerable level" and introduced something new by representing a histological direction in the field of anatomy. {iii} The anatomist increasingly engaged with the recently invented "art of photography" and was one of the first to use the daguerreotype {iv} to produce photographs of microscopic anatomical preparations. {v} On September 14, 1842, according to Goldinger, the anatomist received the nobility title "Edler von." He remained Professor of Anatomy until his death, which occurred on December 24, 1844, at the age of 48. {v}
{i} Vgl. Leopold Schönbauer, Berres, Josef von. In: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), online unter <https://www.deutsche-biographie.de/pnd124261736.html#ndbcontent>; (29.06.2021).
{ii} Vgl. Walter Goldinger, Zur Wissenschaftsförderung im österreichischen Vormärz. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Bd. 71 (Innsbruck 1963), 409f.
{iii} Vgl. ibid.
{iv} Anm.: Die Daguerreotypie war ein mechanisch-chemisches Verfahren zum Erstellen von Fotografien auf versilberten Kupferplatten, welches vom französischen Erfinder Jaques Daguerre entwickelt wurde. Sie wird als „Geburtsstunde der Fotografie“ bezeichnet. Vgl. hierzu Musée d´Orsay (Hg.), Die französische Daguerrotype. Ein fotografischer Gegenstand (2003), online unter < https://www.musee-orsay.fr/de/veranstaltungen/ausstellungen/archive/ausstellungen-archive/browse/9/page/0/article/le-daguerreotype-francais-un-objet-photographique-4203.html?S=&tx_ttnews%5BbackPid%5D=258&cHash=e7de93a8ee&print=1&no_cache=1&>; (29.06.2021) mit Deutsches Museum (Hg.), Daguerrotypie. In: Homepage des Deutschen Museums, online unter <https://www.deutsches-museum.de/angebote/jugend-im-museum/erfinderpfad/kommunikation/daguerreotypie/>; (29.06.2021).
{v} Vgl. Goldinger, Wissenschaftsförderung, S. 410-412.
{vi} Vgl. ibid.